with Nahid Bagheri and Amir P. Payman
Ein Vortrag mit Siglinde Bolbecher (Historikerin und Exilforscherin) und eine zweisprachige Lesung (persisch- deutsch) mit Amir P. Peyman (Autor)
Die Diktatur des Ständestaates ab 1934 und vielmehr noch die
NS-Verfolgung ab März 1938 haben zu einer politischen und rassistisch
motivierten Fluchtwelle geführt. Von 1934 bis 1942 flüchteten über
135.000 Menschen aus Österreich; sie kamen aus allen sozialen Schichten,
Arbeiter, Angestellte, Kaufleute, Händler; ein relativ hoher Anteil von
ihnen waren Wissenschaftler und Angehörige der freien Berufe (dazu
gehören sämtliche Nobelpreisträger, 400 Universitätslehrer, ganze
Wissenschaftszweige und Schulen, so der Sozialwissenschaften, der
Humanpsychologie, der Staatswissenschaft sowie die erste und zweite
Generation akademisch ausgebildeter Frauen und die Pionierinnen in der
Kunst-, Film, Theater-, Musikwelt).
Die internationale Flüchtlingspolitik war seit der Weltwirtschaftskrise
1929 restriktiver geworden und ging durchaus mit einer Ideologie der
Fremdenfeindlichkeit einher. Sogar das klassische Einwanderungsland USA
führte Quoten ein, um die Immigration zu kontrollieren und auf
"gewünschte" Zuwanderer zu reduzieren. Das "Exil" stand nirgendwo
bereit, musste erkämpft, erschlichen, erkauft werden und es gab kein
"sicheres" Exil.
"... diese Krankheit heißt Armut", schrieb der Lyriker Theodor Kramer
1942 im englischen Exil und meinte damit über die Einkommenssituation
(Arbeits- und Berufsverbote) hinaus das Gefühl der Verlassenheit und
Nutzlosigkeit .
Flüchtlinge empfinden sich nicht als Auswanderer, die ein neues Leben
beginnen wollen, sondern leben im Provisorium. Umso mehr sind die
politischen und kulturellen Anstrengungen von Bedeutung. Was letztlich
aus dieser Zeit beachtenswert sowie zukunftsrelevant wirkt, ist im Exil
entstanden.
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